Wie soll ich das bis ans Ende meines Lebens durchhalten?
- Ruben Deckwerth
- 29. Okt. 2024
- 2 Min. Lesezeit

Gar nicht! Die ersten Male, als ich fest entschlossen war, mein Leben zu ändern und den Drogenkonsum oder das Spielen hinter mir zu lassen, erwartete ich genau das: „Ab jetzt werde ich nie wieder spielen. Ab jetzt nehme ich nie wieder Drogen.“ Ich war etwa zwanzig oder einundzwanzig Jahre alt, als ich meine ersten ernsthaften Versuche unternahm, der Sucht zu entkommen. Angetrieben von einem großen Mass an Motivation und eiserner Disziplin fiel mir der Anfang immer leicht. Diese Tage fühlten sich an wie ein Neuanfang. Doch diese beiden treibenden Kräfte – Motivation und Disziplin – verschwanden genauso schnell, wie sie gekommen waren, und es blieb die nur noch die Frage: „Wie soll ich das bis an mein Lebensende durchhalten?“
Allein die Vorstellung, nie wieder das berauschende Hoch einer Ecstasy-Pille zu erleben, das Brennen in den Nasenhöhlen vom Ziehen des Crystals, gefolgt von diesem alles übermannenden Wach- und Energiegefühl – diese Vorstellung war eine Qual. Es fühlte sich an, als würde ich ein Stück von mir aufgeben müssen, ein Erlebnis, das auf einmal unerreichbar weit entfernt war. Ebenso schwer war die Idee, nie wieder das prickelnde Risiko eines Spiels zu spüren, nie wieder die Aussicht auf den ganz großen Gewinn zu haben, der mein Leben in einem Schlag komplett verändern könnte. Es war dieser Gedanke, der mich zu oft in die Knie gezwungen hat, mich jedes Mal wieder hat einbrechen, versagen und abstürzen lassen.
Nach einer Weile hörte ich auf, mir selbst oder anderen überhaupt noch Versprechungen zu machen. Nicht, weil ich aufgegeben hatte – nein, ich wollte es immer noch schaffen – sondern weil ich nicht ständig das Gefühl haben wollte, mich selbst und andere zu enttäuschen. Ich wollte niemanden mehr belügen, am wenigsten mich selbst. Heute bin ich in der Lage zu sagen: Ich werde es durchhalten. Vielleicht schaffe ich es sogar bis morgen, und das reicht mir für den Moment.
Natürlich kommen auch heute immer wieder diese Gedanken auf. Der Gedanke daran, ein Leben lang gegen die Sucht kämpfen zu müssen, stellt sich mir wie ein unüberwindbarer Berg in den Weg. Doch ich habe gelernt, nach all den Rückfällen, dass ich es gar nicht für immer schaffen muss. Der Umgang mit Rückfällen ist für mich inzwischen fast eine Gewohnheit geworden, und der Letzte liegt auch schon eine Weile zurück. Das Wissen darum, dass ich auch nach einem Rückfall weitermachen kann, hat etwas Beruhigendes.
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