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Von Genuss zu Gefahr

Aktualisiert: 29. Okt. 2024


Wann hört der Spaß auf und wo beginnt die Sucht? Diese Frage stelle ich mir auch heute noch oft. Nach der Arbeit komme ich nach Hause und stehe vor der Entscheidung: Was mache ich als Nächstes? Die Optionen sind zahlreich, doch keine scheint eindeutig. Soll ich direkt wieder an den Computer? Dort würde ich entweder weiterarbeiten oder "zufällig" auf ein interessantes YouTube-Video stoßen. Oder wäre es sinnvoller, endlich das Büro fertig einzurichten? Seit dem Umzug stehen immer noch Kisten herum, die ich schon lange wegräumen wollte.

Aber darf ich mich nicht auch einfach mal ausruhen? Wie wäre es mit einer halben Stunde Entspannung? Kann ich mich wirklich ausruhen, ohne den Fernseher einschalten zu müssen, weil mein Körper, meine Gedanken und meine Seele dann wirklich zur Ruhe kommen können. Sobald ich YouTube oder Netflix anmache, plagt mich das schlechte Gewissen. Ein Video oder eine Folge wäre ja noch in Ordnung. Aber oft bleibt es nicht dabei. Plötzlich habe ich stundenlang geschaut, und der Tag ist vorbei. Dabei gäbe es doch so viel zu tun. Auch wenn diese Aufgaben nicht lebenswichtig sind, weiß ich doch, dass ich mich danach besser fühlen würde.

Im Vergleich zu früher erscheinen diese inneren Kämpfe fast harmlos. Mittlerweile fällt es mir viel leichter, das Richtige zu tun: Zeit mit meiner Frau verbringen, kochen, Klavier spielen oder endlich die E-Mails beantworten, die ich seit Wochen vor mir herschiebe. Wenn ich daran denke, wie ich früher Tage oder sogar Wochen in einem betäubten Zustand verbracht habe – völlig abgetaucht in Drogen und Online-Casinos – dann sind die heutigen Auswirkungen auf meinen Alltag und mein Umfeld wirklich minimal.

Und doch bleibt die Frage: Ist mein Verhalten jetzt schon eine Form von Sucht, oder darf ich mir diesen Spaß einfach gönnen?

Am Ende würde ich es sogar noch einfacher ausdrücken und vielleicht ist die Ansicht auch krass. Sobald ich etwas tue, was ich nicht tun wollte oder zumindest nur bedingt tun wollte und dafür etwas anderes nicht tue, was ich eigentlich tun wollte, bzw. was mein innerer Kompass für richtiger gehalten hätte, sind das Anzeichen für ein süchtiges Verhalten der Sache gegenüber, welche ich statt der anderen getan habe.

 
 
 

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